Fritz Stern
Preisträger 1999
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
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http://www.mountmedia.de/verlage/bertlgrp/specials/f_stern/fstern_rede.html
1950 Max Tau
1951 Albert Schweitzer
1952 Romano Guardini
1953 Martin Buber
1954 Carl J.Burckhardt
1955 Hermann Hesse
1956 Reinhold Schneider
1957 Thornton Wilder
1958 Karl Jaspers
1959 Theodor Heuss
1960 Victor Gollancz
1961 Sarvepalli Radhakrishnan
1962 Paul Tillich
1963 Carl Friedrich von Weizsaecker
1964 Gabriel Marcel
1965 Nelly Sachs
1966 Augustin Bea und Willem A. Visser't Hooft
1967 Ernst Bloch
1968 Leopold Sedar Senghor
1969 Alexander Mitscherlich
1970 Alva und Gunnar Myrdal
1971 Marion Graefin Doenhoff
1972 Janusz Korczak
1973 The Club of Rome
1974 Frere Roger
1975 Alfred Grosser
1976 Max Frisch
1977 Leszek Kolakowski
1978 Astrid Lindgren
1979 Yehudi Menuhin
1980 Ernesto Cardenal
1981 Lew Kopelew
1982 George F.Kennan
1983 Manes Sperber
1984 Octavio Paz
1985 Teddy Kollek
1986 Wladyslaw Bartoszewski
1987 Hans Jonas
1988 Siegfried Lenz
1989 Vaclav Havel
1990 Karl Dedecius
1991 Gyoergy Konrad
1992 Amos Oz
1993 Friedrich Schorlemmer
1994 Jorge Semprun
1995 Annemarie Schimmel
1996 Vargas Llosa
1997 Yasar Kemal
1998 Martin Walser
1999 Fritz Stern
Quelle bis 1995: arabische Broschuere des Islamischen Informationsdienstes Bonn e.V.
1939 in Jerusalem geboren, studierte Literatur und Philosophie, trat 1954 dem
Kibbuz Chulda bei und arbeitete dort als Schriftsteller, Lehrer und in der
Landwirtschaft. Seit 1986 lebt Oz in Arad in der Negev-Wueste und ist als
Professor fuer Hebraeische Literatur in der Ben-Gurion-Universitaet des Negev in
Beer-Sheva taetig. Seine Romane und Erzaehlungen, deren Gesamtauflage auf 2,5
Millionen geschaetzt wird, sind in 25 Sprachen uebersetzt worden, die meisten
davon auch ins Deutsche. Sein bisher einziges Kinderbuch Sumchi, 1978,
erschien 1993 in deutscher Uebersetzung im Hanser-Verlag. Oz hat sich in
zahlreichen Aufsaetzen ueber den israelisch-arabischen Konflikt geaeussert und
fuer eine friedliche Loesung zwischen Israelis und Palaestinensern
ausgesprochen. Er ist Mitbegruender der Friedensbewegung Schalom achschaw:
Frieden jetzt. 1997 ist im Suhrkamp-Verlag Dem Tod entgegen
erschienen.
Quelle: Haus der Kulturen der Welt, Berlin, Maerz/April 1997.
Der 74jaehrige Autor kurdischer Abstammung habe sich als "Anwalt der
Menschenrechte" selbstlos fuer Arme, Ausgebeutete und aus politischen oder
ethnischen Gruenden Verfolgte eingesetzt, begruendete der Boersenverein des
Deutschen Buchhandels seine Entscheidung. Nach der Zuerkennung des Preises
appellierte Kemal in Istanbul an die Deutschen, die in ihrem Land lebenden
Tuerken und Kurden nicht mehr als Auslaender zu betrachten, sondern als
kulturelle Bereicherung zu akzeptieren.
Kemal, der mit seinem 1955 erschienenen Erstlingswerk "Memed, mein
Falke" schlagartig beruehmt wurde, hat wiederholt Kritik am tuerkischen
Regime und seiner Kurdenpolitik geuebt und verbuesste wegen seines Engagements
fuer die marxistische "Tuerkische Arbeiterpartei" mehrere Haftstrafen.
Die mit 25.000 Mark dotierte Auszeichnung nimmt er am 19.Oktober entgegen. (dpa)
Quelle: Koelner Stadt-Anzeiger, 16.Mai 1997, Seite 20
Kein ernst zu nehmender Mensch leugnet Auschwitz, kein noch zurechnungsfaehiger Mensch deutelt an der Grauenhaftigkeit von Auschwitz herum; wenn mir aber jeden Tag in den Medien diese Vergangenheit vorgehalten wird, merke ich, dass sich in mir etwas gegen diese Dauerpraesentation unserer Schande wehrt. Zitiert nach Koelner Stadt-Anzeiger, 10.November 1998, Seite 20.
Frankfurt - Der Historiker Fritz Stern hat am Sonntag in Frankfurt den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten. An dem Festakt in der Paulskirche nahmen zahlreiche Ehrengaeste aus Politik, Gesellschaft und Kultur teil, darunter Bundespraesident Johannes Rau, die Bundesminister Joschka Fischer, Hans Eichel und Otto Schily sowie Kulturstaatsminister Michael Naumann.
Die mit 25.000 Mark dotierte Auszeichnung, in diesem Jahr zum 50. Mal vergeben, wurde Stern fuer sein Lebenswerk zuerkannt. Der 73-jaehrige Amerikaner mit deutsch-juedischen Wurzeln gilt als einer der bedeutendsten zeitgenoessischen Historiker.
Mit seinen zahlreichen Buechern und Aufsaetzen hat Stern dem "Frieden gedient, indem er Bruecken des Verstaendnisses zwischen den Zeiten und den Voelkern errichtete", befand die Jury. Er habe die "stets umstrittene historische Praesenz der Juden in der deutschen Politik, Wirtschaft und Kultur und Wissenschaft" ausgewogen dargestellt und zu Gegenwartsfragen immer wieder wegweisend Stellung bezogen.
In seiner Laudatio nannte ihn der polnische Aussenminister Bronislaw Geremek einen gleichermassen hervorragenden Historiker wie vortrefflichen Schriftsteller. "Stern ist ein Historiker, der auf eine besondere Weise teilnimmt", sagte der Politiker, "er moechte verstehen, aber nicht rechtfertigen." Er habe den Preistraeger "nicht nur als einen Historiker von grosser Gelehrsamkeit" kennen gelernt, sondern schaetze ihn auch "als einen weisen, grossartigen Menschen".
Zuvor hatte der Vorsteher des Boersenvereins des Deutschen Buchhandels, Roland Ulmer, Sterns Wirken gewuerdigt. Stern habe gezeigt, "dass ein Historiker wissenschaftliche Forschung mit hoher Erzaehlkunst und politischem Engagement verbinden kann", sagte er.
Vor den Nazis geflohen
Der 1926 in Breslau geborene Stern war als Zwoelfjaehriger im Jahre 1938 mit seinen Eltern vor den Nationalsozialisten in die USA geflohen. Dort nahm er 1947 die amerikanische Staatsbuergerschaft an. Stern lebt in New York, wo er an der Columbia University als Professor lehrt. (AOL/dpa)
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Fischer-Weltalmanach 1999
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels an Fritz SternDer Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 1999 wird am 17. Oktober in der Frankfurter Paulskirche dem Historiker Fritz Stern überreicht.
In der Begründung des Friedenspreis-Stiftungsrats heißt es: »Der
Buchhandel ehrt den US-Historiker, der seit langem die schwierige Geschichte
Deutschlands, seines Geburtslandes, aus dem er vertrieben wurde, erforscht, erklärt
und darlegt. Er hat dem Frieden gedient, indem er Brücken des Verständnisses
zwischen den Zeiten und den Völkern errichtete und hat die stets umstrittene
historische Präsenz der Juden in der deutschen Politik und Wirtschaft, Kultur
und Wissenschaft in seinem Lebenswerk ausgewogen dargestellt. Zu Fragen der
deutschen Gegenwart hat er immer wieder wegweisend Stellung genommen«.
Der 1926 als Sohn jüdischer Eltern in Breslau geborene Fritz Stern
emigrierte 1938 in die USA und ist seit 1947 US-Bürger. Seit seiner Promotion
zum Doktor der Philosophie an der New Yorker Columbia University lehrt er
Geschichte, u.a. in Yale und Columbia sowie als Gastprofessor in Konstanz und
Berlin. Zu seinen Büchern zählen »Gold und Eisen. Bismarck und sein Bankier
Bleichröder«, »Der Traum vom Frieden und die Versuchung der Macht. Deutsche
Geschichte im 20. Jahrhundert«, »Verspielte Größe. Essays zur deutschen
Geschichte des 20. Jahrhunderts« und »Das feine Schweigen. Historische Essays«.
Der heute mit 25.000 DM dotierte Friedenspreis wird seit 1950 jährlich von
einer Stiftung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels in Frankfurt am Main
einer Persönlichkeit verliehen, die in hervorragendem Maße vornehmlich durch
ihre Tätigkeit auf den Gebieten der Literatur, Wissenschaft und Kunst zur
Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen hat.
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Fritz Stern ist ein Virtuose des Leisen und Diskreten, ein Mittler zwischen Amerika und Deutschland |
Der 1926 in Breslau geborene, als Zwölfjähriger aus Deutschland vertriebene Stern kommt aus einem Land, "das nicht mehr existiert und nie mehr existieren wird", wie er oftmals betont. Die Ursache für diesen Untergang, für das "Scheitern illiberaler Politik", für den "Nationalsozialismus als Versuchung", für den "Deutschen Traum vom Frieden und die Versuchung der Macht" (alles Titel seiner Bücher) haben ihn sein Leben lang umgetrieben. Für sich ganz allein wollte er erklären, woran es lag, dass es zur Katastrophe kam und aus dem zwanzigsten kein deutsches Jahrhundert wurde. Dieses unermüdliche, im eigenen Schicksal wurzelnde Forschen nach den Gründen haben Werke entstehen lassen, die den großen Bogen vom 19. Jahrhundert zur Moderne spannen und darlegen, warum das einst so lebendige, blühende Reich in den Abgrund geriet. Dieses Mit-der-Geschichte-Verwoben-sein hat auch dazu geführt, dass seine Studien einen Grad von Feingefühl erreichen, den kaum ein Geschichtsbuch unserer Tage sein eigen nennt.
Die meisten historischen Werke gleichen mächtigen Sandhaufen. Sie sind materialgewaltig, doch formlos, rinnen gleichsam beim Lesen davon. Sterns Arbeiten hingegen leben von ihren Thesen, der gelassenen Zuspitzung, dem umsichtigen Gestalten. Zudem sind sie voller Sprachmusik, stark und farbensatt. Niemals beschäftigt sich Fritz Stern mit Strukturen. Er lässt Personen und deren Schicksal zu Wort kommen, um sie - wie es in Goethes "Dichtung und Wahrheit" heisst - in ihren "Zeitverhältnissen darzustellen und zu zeigen, inwiefern ihnen das Ganze widerstrebt, inwiefern es sie begünstigt, wie sie sich eine Welt- und Menschenansicht daraus gebildet und wie sie diese wieder nach außen abgespiegelt" haben.
Gleich in seinem ersten großen Werk, "Kulturpessismus als politische Gefahr", aus dem Jahr 1961, befolgte er dieser Regel mit großer Intensität. Anhand dreier Publizisten des Kaiserreichs und der Weimarer Republik zeichnet Stern Zeitgeist und Stimmung jener ersten Dekaden des Jahrhunderts nach. Er hebt Strömungen hervor, die in den Nationalsozialismus mündeten und unter dem Begriff Kulturpessimismus zusammengefasst werden können: die Furcht vor einer neuen hochindustrialisierten Zeit, vor Entfremdung und Kapitalismus, der Hass auf Vernunft und Aufklärung, auf Demokratie und Parteienwesen. Für vorhersehbar hält er den deutschen Weg in die Katastrophe dennoch nicht. "Der Triumph des Nationalsozialismus war nicht die Vollendung oder Krönung der deutschen Geschichte - das war die NS-Verfälschung schlechthin - und war auch kein Betriebsunfall oder Zufall: Er war vermeidbar, er hatte seine tapferen Gegner, aber es gab auch vieles in der deutschen Geschichte, das ihn begünstigt hat."
Solch kenntnisreiche Abgewogenheit hat vieles zurecht gerückt und einiges bewirkt - bei Generationen amerikanischer Studenten an der New Yorker Columbia Universität, an der Fritz Stern von 1953 bis 1997 als Professor lehrte, genauso wie bei Lesern, Kollegen und den zahlreichen Politikern, denen Stern, der Virtuose des Leisen und Diskreten, immer wieder beratend zur Seite stand - zuletzt Richard Holbrooke in seiner Zeit als amerikanischer Botschafter in der Bundesrepublik. Ihnen, darunter auch der besorgten Margaret Thatcher nach dem Fall der Mauer, vermittelte er stets, dass sich das Deutschland nach 1945 gewandelt hat und Vertrauen verdient.
Zum Mittler freilich gehört auch der Rat an die andere Seite. Immer wieder erhob der kleine Mann mit den munter blinzelnden Augen in Deutschland die Stimme, um ruhig und nachdenklich auf Dinge hinzuweisen, die in der Binnensicht des Alltags nur von außen zu beobachten sind. Stern mahnt freilich nicht, er gibt zu bedenken, er fragt und beschreibt. Er ist ein Meister der leisen Töne, ohne jegliches stelzbeinige Gehabe, einer, dem bei allen Widrigkeiten des eigenen Schicksals der Wein dieses Lebens schmeckt, ein Freigeist schließlich, für den Liberalismus "die Institutionalisierung des Anstandes" ist und der Anstand und Höflichkeit zu den Maximen seines Lebens machte. Die Deutschen brauchen solche Persönlichkeiten. Auf seine Rede an diesem Sonntag in der Paulskirche können sie gespannt sein.
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